Reisetagebuch

Der Grillplatz auf dem deutschen Soldatenfriedhof Futa-Pass

Italien: Der erste der letzten Tage

Dieser Tag ist der erste von den letzten Tagen dieses Arbeitseinsatzes. Die Routine der vergangenen eineinhalb Wochen ist durchbrochen, denn nun ist nicht mehr jede Menge Material mit dem Traktor den Berg hinaufzufahren, sondern nur noch die wenigen Kollegen, die die Steine rücken sind mit Werkzeug zu versorgen. Danach kann ich den Traktor abstellen und mich mit meinem Laptop hinter unsere Versorgungshütte setzen und meinen Redebeitrag für die Abschlussveranstaltung dieses Arbeitseinsatzes vorbereiten. Unser Teamleiter Detlef hat sich gewünscht, dass ich am Freitag chronologische Auszüge meiner Tagebucheinträge der zurückliegenden zwei Wochen vorlese und ich möchte sie noch etwas editieren, damit die gelegentlich Ironie in den Texten, die Pietät des Anlasses nicht überdeckt.

Auch kulinarisch brechen wir heute mit dem Üblichen, denn zum Mittagessen gibt es BBQ mit Blick. Neben der Versorgungshütte stehen aufwendig angelegte Grillstellen, Koch Manuel hat schon gestern im Ort gekauftes Grillfleisch mariniert und an einem großen Tafelrund sitzen wir draußen mit Toskana-Panorama schöner zusammen als an den vorangegangenen Tagen drinnen.

Nach der Mittagspause nehmen wir die Arbeit auf diesem Soldatenfriedhof nicht wieder auf, denn heute möchten wir den Besuch auf dem amerikanischen Kriegsfriedhof bei Florenz nachholen. Ursprünglich hatten wir ihn schon am Sonntag im Anschluss an den Stadtrundgang in Florenz besuchen wollen. Doch unserer Kollegin ging es schlecht, dass wir darauf verzichteten. Die Anlage des Friedhofs unterscheidet sich fundamental von dem deutschen Soldatenfriedhof auf dem Futa-Pass, wo wir derzeit unseren Arbeitseinsatz leisten. Dort windet sich eine Spirale von schwarze Granitmauern in mehreren Terrassen mit 72 Gräberfeldern hinauf und endet in einer monumentalen Spitze, die den Berggipfel ersetzt und in den Himmel weist. Auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof strahlen dagegen Kreuze aus schneeweißem Marmor in Reih‘ und Glied auf einer makellosen Rasenfläche. Auch das Opfer, dass diese jungen Männer mit ihrem Tod erbrachten, wird verklärt, während es auf dem deutschen Soldatenfriedhof nur betrauert wird. In einer Wandelhalle sind auf meterhohen Tafeln Verse in goldenen Lettern zu lesen, von denen mich einer besonders ergreift und gleichzeitig verdeutlicht das Pathos lesbar macht, dass an diesem Ort überall zu spüren ist.

"They faced the foe as the drew near him in the strenght of their own manhood and when the shock of battle came they in a moment of time at the climax of their lives were rapt away from a world filled for their dyind eyes not with terror but with glory"

"Sie stellten sich dem Feind, als sie sich ihm in der Stärke ihrer eigenen Männlichkeit näherten, und als der Schock des Kampfes kam, waren sie in einem Moment auf dem Höhepunkt ihres Lebens entrückt von einer Welt, die für ihre sterbenden Augen nicht von Schrecken, sondern von Ruhm erfüllt war"

Insgesamt ist deutlich zu sehen, das der amerikanische Soldatenfriedhof in Florence mit deutlich mehr finanziellen Mitteln ausgestattet ist. Für Twitter fasse ich es so zusammen:

Heute mal zu Besuch bei den amerikanischen Kollegen. Bei uns auf dem deutschen Soldatenfriedhof am Futa-Pass schwarzer Granit, hier weißer Marmor und während ich auf einem sonnengbelichten Goldoni-Traktor dem Bandscheibenvorfall entgegenholpere, brausen sie hier auf nagelneuen John Deere-Buggys herum.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.