Reisetagebuch

Griechenland: Segeln von Paros nach Naxos
Unsere Yacht "Enigma" im Hafen von Paros

Griechenland: Segeln von Paros nach Naxos

Dieser Tag begann um 7 Uhr. Die Wettervorhersage deutete an, dass heute gegen Mittag Starkwind herrschen sollten. Damit wir Naxos noch erreichen, bevor der Wind zu stark wird, bedeutete das, dass wir früh aufbrechen mussten. Das Manöver zum Ablegen hatten wir am Abend vorher schon durchgesprochen. Es klappte reibungslos. Wir warfen den Motor an, drehten mit dem Bugstrahlruder im Hafenbecken und fuhren hinaus auf das Meer. 40 Minuten nach dem Ablegen hatten wir bereits das Vorsegel gesetzt und waren schon die ersten Wenden gefahren.

Bald darauf setzten wir auch das Großsegel. Auch das Halsen ersparte ich meiner Crew am ersten Tag nicht. Ich halte es für keine große Wissenschaft, sondern lediglich für einen Handgriff mehr als die Wende. Es ist lediglich behutsamer zu steuern. Aber auch unser absoluter Fahranfänger Dolly fuhr gleich mehrere Halsen hintereinander. Wir steuerten schließlich 80 Grad Richtung Naxos Marina. Ich hatte vergeblich fast ein halbes Dutzend mal versucht, uns vorher per Telefon und Funk anzumelden, hatte aber nie jemanden erreicht. Wir fuhren also auf gut Glück in die Marina hinein und dort stand bereits jemand und winkte uns ein. Unser Segelboot, die Enigma, ist 5 Meter breit und die Lücke, in die wir reinparken mussten, war gerade einmal sechs Meter. Ich drehte im Hafenbecken wieder mit dem Bugstrahlruder ohne Probleme, setzte zurück und traf auf Anhieb die Lücke. Als ich dann schon drin war, rief mir eine Seglerin von einem Nachbarboot zu, dass wir vorher noch den Anker setzen müssten. Ich hatte es sogar im Hafenhandbuch gelesen, war aber davon ausgegangen dass feste Muringleinen gelegt und verfügbar sein würden. In der allgemeinen Überforderungssituationen, die das erste Anlegen mit einem so großen Schiff bedeutete, hatte ich auf dieses Detail nicht mehr geachtet. Das versaute mir leider das ganze Anlegemanöver. Wir mussten noch einmal vorwärts raus, und ein zweites mal ansetzen. Das Ankern hatten wir noch nie vorher geübt, es klappte aber auf Anhieb und nun liegen wir tatsächlich fest im Hafen von Naxos. Die Aufregung nach dem Anlegen war bei mir sehr groß und mir war es etwas unangenehm, dass ich das Ankerwerfen schlichtweg übersehen hatte. Wir haben uns aber keinesfalls in der Marina zum Gespött gemacht, sondern alles ziemlich souverän erledigt und jetzt mit Feintuning durch eine zusätzliche Achterleine das Boot so gelegt, dass es frei zwischen den beiden Nachbarbooten liegt.
Ich habe auch sehr auf unser Anlegebier geachtet und auf die Austauschrunde bestanden, in der jedes Crewmitglied kurz erzählt, was ihm gut und schlecht gefallen hat. Das ist wichtig für die Sozialhygiene. Der Stress des Anlegens war bald abgebaut, man tauschte sogar noch einige Komplimente für gutes und richtiges Reagieren aus, dann gingen wir gemeinsam in die Altstadt von Naxos und aßen dort zu Abend. Meine drei Crew-Mitglieder sind jetzt dort noch etwas trinken und ich glaube es ist gut Ihnen diesen Raum zu lassen. Ich habe mich schon aufs Boot zurückgezogen, um diese Zeilen zu schreiben und möchte dann früh zu Bett gehen. Morgen ist absehbar, dass wir einen Hafentag einlegen werden, denn es ist starker Wind angekündigt. Die Wettervorhersage relativiert sich zwar alle zwei Stunden und der angekündigte Wind wird immer schwächer, aber solange wir noch im Starkwindbereich sind, bleiben wir dabei, dass wir morgen einen Tag hier auf Naxos erleben und erst bei absehbar günstigeren Windverhältnissen wieder auslaufen.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.