Reisetagebuch

Italien: Paella Toscana

Italien: Paella Toscana

Mitten in der Nacht erwachte ich und haderte etwa eine Stunde mit der Sinnhaftigkeit dieses Arbeitseinsatzes auf dem Kriegsgräberfriedhof Futa-Pass. Dort sind neben dem deutschsprachigen Verwalter noch drei einheimische Gärtner angestellt. Es scheint, als sei uns gar keine Sonderaufgabe zugedacht, die die zweiwöchige Anreise mit der zusätzlichen Arbeitskraft von 20 motivierten Freiwilligen rechtfertigt. Es ist ein Holzhaus zu streichen, in dem Jugendliche untergebracht werden können. Darüber hinaus sind am Wohnhaus des Verwalters Verschönerungsarbeiten mit Farbe vorzunehmen, deren Ergebnis er nur noch drei Monate genießen kann, denn dann geht er in Rente.

Wir sollen auch den Balkon der Nachbarwohnung streichen, die seit 20 Jahren leer steht. Es sind sicherlich alles Arbeiten, die gemacht werden müssen. Sinnstiftend und motivierend ist das nicht. Bei drei festangestellten Mitarbeitern kann ich nicht verstehen, weshalb man für diese Hilfstätigkeiten auf 1200 Kilometer weit angereiste Freiwillige aus Deutschland zurückgreift. Wenn außer diesen keine anderen Arbeiten anstehen, dann war es eine falsche Entscheidung des Volksbundes einen freiwilligen Arbeitseinsatz auf dieser Kriegsgräberstäte auszurichten.
Solche Gedanken sind eine schlechte Voraussetzung, um die kommenden 10 Tage zufrieden zu bestreiten, deshalb beschloss ich nicht weiter darüber nachzudenken und die Aufgaben, die anfallen werden zu übernehmen ohne alles in Frage zu stellen.

Belohnt wird diese Entscheidung mit einem ersten Highlight dieser Ehrenamtsreise: ein Paella-Abend, der vom Friedhofsverwalter gestaltet wird. Das spanische Pfannengericht hätte ich hier in der Toskana nicht zuallererst erwartet, doch was das angeht, bin ich undogmatisch. Das Essen findet in einer Freizeitanlage unweit des Hotels statt, die fußläufig entlang einer Straße durch einen Wald erreichbar ist. An einem Fischweiher ist für uns eine lange Reihe Tische und Bänke aufgestellt.

Ich musste erst in die Toskana fahren um eine ordentliche Paella zu bekommen
Ich musste erst in die Toskana fahren um eine ordentliche Paella zu bekommen

Der Friedhofsverwalter Michael schleppt mit seinem Sohn die große eiserne Pfanne heran. Die Paella ist die beste, die ich mich erinnere gegessen zu haben. Wobei ich auf dieses Gericht meist einen großen Bogen gemacht habe, denn die Ausführungen, die mir in Spanien und Deutschland aufgetischt wurden, waren nie der Rede wert. Auf Ibiza bekam ich sogar mal in einem recht teuren Restaurant eine hingestellt, die knorpelige Fleischstücke am Knochen, leere Muschelschalen und mehlige Garnelen enthielt. Bei Michaels Riesen-Paella war das anders. Alles war tadellos und der Reis saftig und durch mutmaßlich einheimische Salamischeiben zusätzlich aufgepeppt. Ich schaffte drei Portionen und der Abend nahm bis nach Mitternacht einen feuchtfröhlichen Verlauf. Das kann ich aber nur nach Hörensagen berichten, denn ich trat um zehn Uhr mit zwei weiteren Kameraden den Rückweg zum Hotel an.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.