Reisetagebuch

Festvorbereitungen in Bukittingi
Festvorbereitungen in Bukittingi

Indonesien - krank geschrieben

Gestern war ein harter Tag. Einer der ungemütlichsten der ganzen Reise. Aber dafür auch einer der besten. Einen Tag nass, durchgefroren und hungrig im Urwald auszuharren, um auf das Blühen einer Riesenpflanze zu warten, hat erwartungsgemäß nicht zur Linderung meiner Erkältung beigetragen. Trotzdem habe ich mit Roni, meinem Führer gestern rvereinbart, das wir heute einen weiteren Ausflug in die Umgebung unternehmen. Doch noch rechtzeitig ist die Vernunft bei mir eingekehrt, vor allem, weil ich Schmerzen in den Bronchien bekommen habe und mir bewusst wird, dass eine Lungenentzündung drohen kann, wenn ich es weiter übertreibe. Ständig kalt, selten trocken und seit Tagen nur stundenweise Schlaf.

Als ich um 20 vor fünf am nächsten Morgen das erste Mal vom Muezzin geweckt werde, bekommt Roni diese WhatsApp von mir:

Meine Krankmeldung bei Roni
Meine Krankmeldung bei Roni

Das war die richtige Entscheidung und der folgende stundenlange Schlaf ist eine Wohltat. In den wachen Momenten bringe ich auch etwas Ordnung in mein Gepäck und Kleidung. Meine Hose ist bis zu den Knien mit Schlamm verschmiert. Ich unternehme einen Versuch, sie unter der Dusche zu Waschen, aber bei so viel Schmutz ist das aussichtslos. Um die Mittagszeit packe ich mein kleines Mikrofaser-Handtuch als Taschentuch ein, stopfe die nasse Schlammhose und ein anderes lange getragenens Shirt in eine Plastiktüte und mache mich auf die Suche nach einer Wäscherei. Davon gibt es hier an jeder Ecke eine. Eine Express-Reinigung meiner beiden Kleidungsstücke kostet 30.000 Rupien - also 1,80 Euro. Zum Mittagessen gibt es in einer Holzhütte, die ein Restaurant ist Mie Goreng (gebratene Nudeln), die, soweit ich es schmecken kann, ganz gut sind. Mehrere Gäste wollen sich mit mir unterhalten, aber ich grüße nur anstandshalber und versuche durch möglichst viel Schniefen wortlos zu verstehen zu geben, dass ich krank bin und man mir meine Ruhe lassen möge. Immerhin das gelingt.

Den Rest des Tages hüte ich das Bett und ich fühle mich tatsächlich immer besser. Am Abend kann ich Roni schreiben, dass wir morgen wieder auf Tour gehen können. Ich bin ohnehin auf seine Unterstützung angewiesen, denn er muss mir noch ein Busticket für meine Weiterreise organisieren. Für ihn ist das eine Leichtigkeit. Ich müsste dagegen zum Busterminal laufen und dort radebrechend die Busverbindungen erfragen. In meinem Reiseführer habe ich nicht einmal eine Direktverbindung gefunden. Als nächstes möchte ich nämlich auf eine Insel im Toba-See. Das ist ein riesiger Kratersee in einem erloschenen Vulkan, in dem eine Insel von der Größe Singapurs liegt. Wenn ich hier schon einen Reseführer aus Fleisch und Blut habe, den ich alles fragen und der mir alles organisieren kann, dann sollte ich den bestmöglichen Nutzen daraus ziehen.

Ich lese viel in Wilfried Erdmanns Buch "Alleine gegen den Wind", in dem er seine Weltumsegelung auf der Südpolarroute gegen die vorherschende Windrichtung nach Westen dokumentiert. Ein unglaubliche Leistung und sehr ehrlich geschrieben. Am Abend spaziere ich wieder zur Reinigung und hole meine frische Wäsche ab. Sie ist so fein zusammengelegt und eingepackt, dass ich sie sicherlich eine Weile überhaupt nicht tragen werde, weil es so schön ordentlich aussieht.

Frische Wäsche für 1,80
Frische Wäsche für 1,80

 Meine Unterwäsche und meine Socken wasche ich übrigens trotzdem mit der Had unter der Dusche. Das habe ich in Thailand gelernt, dass es nicht üblich ist Unterwäsche in die Wäscherei zu geben. Es ist auch kein Problem für mich sie zu waschen und ich habe mein eigenes Express-System. Dabei zeige ich ir die Socken wie zwei Handschue über die Hände, reibe sie ordentlich mit Seife ein und Wasche dann ganz normal meine Unterwäsche. Am Ende ist alles sauber und es schon die Haut der Hände. Übrigens: Es gibt noch eine zweite Stufe dieses Express-Systems, bei dem sich gleichzeitig auch noch die Körperwäsche dabei erledigen lässt. Dann benutzt man die Socken-Handschuhe erst als Waschlappen und danach zum Wäschewaschen. Wenn es sehr schnell gehen muss, dann habe ich das auch schon so gemacht. Aber heute muss es zum Glück nicht schnell gehen.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.