Kolumne

Dazwischen statt dabei - Meine Dezember-Kolumne im GAB-Magazin

Ohne sie wäre der LSBTIQ*-Buchstabensalat noch unaussprechlicher und hätte überhaupt keinen Vokal. Das „I“ repräsentiert intergeschlechtliche Menschen – doch darin erschöpft sich meist schon ihre Sichtbarkeit. Wenn in der deutschen Sprache standardmäßig die grammatikalisch männliche Form verwendet wird, rechtfertigt man(n) diese Vereinfachung oft damit, dass Frauen doch mitgemeint seien. Immerhin. Bei Intergeschlechtlichen ist es dagegen andersrum: Sie werden mitgesprochen, aber in Wahrheit so gut wie nie mitgemeint. Als queerpolitische Beliebigkeitsfloskel stehen sie in den meisten Aufzählungen irgendwo dazwischen, sind tatsächlich aber selten dabei. Jedoch sind sie unter Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Queeren die einzigen, deren Geschlechtlichkeit nicht auf Selbstauskunft beruht, sondern sich anatomisch-physiologisch etwa in uneindeutigen inneren oder äußeren Geschlechtsmerkmalen, anderen Erbgutkombinationen oder Hormonstatus manifestiert.

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Ende der Ignoranz - Meine Oktober-Kolumne im GAB-Magazin

Wenn, dann richtig. Gleich drei Polizeifahrzeuge nebst einem Dutzend Polizeibeamt*innen sah ich bei meinem jüngsten Szenestreifzug entlang der Alten Gasse im Frankfurter schwulen Bermudadreieck. Das sind drei mehr als noch vor einem Jahr, wobei eines schon seit geraumer Zeit täglich und rund um die Uhr vor dem ukrainischen Konsulat postiert ist und trotzdem die vermehrten Angriffe auf queere Szenegänger*innen in diesem Jahr nicht verhindern konnte. Nach den im Abstand von wenigen Wochen wiederholt öffentlich gewordenen, teilweise schweren Gewalttaten gegen Angehörige der Community war absehbar, dass Politik und Polizeiführung es nicht mehr bei den Worthülsen der Vorjahre belassen. Ein sichtbares Zeichen war dringend notwendig, dass man sich nicht nur regelmäßig freut, wie „bunt“ Frankfurt ist, sondern auch bereit ist, diese Buntheit zu schützen. Ein Symbol dieser Farbenpracht ist der Regenbogenkreisel im Viertel. Auf dem steht jetzt ebenso symbolisch und gut sichtbar gelegentlich ein Streifenwagen. Genau darum geht es. Die zusätzlichen Schutzkräfte sind nun in der Alten Gasse und nicht mehr dort, wo sie zu dieser Zeit bislang eingesetzt waren. Die Prioritäten wurden, zumindest vorübergehend, verschoben, und es ist für die Community wichtig zu sehen, dass ihre Belange jetzt ernst genommen werden.

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Türsteher der Community - Meine Septmeber-Kolumne im GAB-Magazin

Man stelle sich eine Veranstaltung vor, die daran erinnert, wie sich Lesben, Schwule und Transgender vor einem halben Jahrhundert in einem New Yorker Stadtteil die ständigen Demütigungen, Misshandlungen und Missbrauch durch homo- und transhassende Polizisten nicht mehr gefallen ließen und Widerstand leisteten. Heute, nach jahrzehntelangen Kämpfen, hat sich die deutsche Gesellschaft und auch die Polizei so weit gewandelt, dass sich polizeiliche Ansprechpartner für die Belange von LGBTIQ* auf diesen Veranstaltungen zur Verfügung stellen und ein Mitarbeiternetzwerk lesbischer und schwuler Polizeibediensteter über seine Arbeit informiert. Man könnte denken: Ende gut, alles gut. Aber jetzt kommt’s: Die Gesellschaft hat sich in jüngster Zeit noch weiter gewandelt. So weit, dass nun auf diesen Events vielerorts kleine Gruppen gegen die Anwesenheit von Menschen, die bei der Polizei arbeiten, protestieren. „No Cops at Pride“ verlangen sie, was viele um sie herum verdutzt. Hatte man nicht eben erst in der Rhein-Main-Community mehr Schutz durch die Polizei vor homo- und trans*feindlichen Übergriffen gefordert? Wie passt das bitte zusammen? Gar nicht. Es ist vielmehr ein Zeichen, dass nicht nur LGBTIQ* in der Gesellschaft angekommen sind, sondern nun auch die Gesellschaft bei den LGBTIQ* ankommt. Mit all ihren Zerwürfnissen, zu denen sie nun auch die Positionierungen einfordert, um die sie sich lange herumgedrückt haben.

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Queerer Generationenvertrag - Meine August-Kolumne im GAB-Magazin

Gibt es einen queeren Generationenvertrag? Besteht eine ideelle Verbindung zwischen der gegenwärtigen Generation von Lesben, Schwulen und Transgendern und den vorhergegangenen? Ist diese Brücke über die Altersgruppen sinnvoll oder überhaupt gewollt? Junge queere Menschen ziehen ohne Frage großen Nutzen aus den gesellschaftspolitischen Kämpfen, die andere Jahrzehnte zuvor erfolgreich geführt haben. Dabei wollen sich aber trotzdem nicht alle in die Selbstbezeichnungen fügen, die früher erst mühevoll und zum Teil schmerzhaft mit Wertschätzung, Lebensgefühl und Stolz gefüllt werden mussten. Nicht wenige frauenliebende Frauen tun sich beispielsweise heute schwer, das Wort „Lesbe“ für sich zu gebrauchen. Queer geht dagegen immer. Ein Sammelbegriff, der so ausgefranst ist, dass er alles oder nichts bedeuten kann. Schon früher galt: Nicht überall, wo „homosexuell“ draufsteht, ist auch „lesbisch“ drin. Für den Begriff „queer“ gilt mindestens das Gleiche. Es schadet nicht, neue Begriffe zu gebrauchen, die mehr Menschen einschließen und deren Definition weniger eng geprägt ist. Wichtig ist, dass der Wunsch, mit der eigenen Verwendung von Sprache möglichst offen für möglichst viele und vieles zu sein, nicht in einer Beliebigkeitsfloskel mündet. Gelegentlich muss man sich nämlich schon fragen, ob „queer“ nicht immer öfter „mainstream“ ist.

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