Nach acht Stunden in der eiskalten Fähre entlang der Küste von Sumatra gehe ich den Anleger der Hafenstadt Dumai entlang und spüre weder meine Zehen noch meine Fingerspitzen. Sie sind taub gefroren. Den Indonesiern, die mit mir auf dem Schiff waren, hat die Kälte offenbar nichts ausgemacht. Für mich ist es immer noch ein Mysterium, weshalb die Bewohner einer Tropeninsel im T-Shirt dasitzen können, während ich als Eingeborene Mitteleuropas mich kaputt friere. Meine aktuelle Theorie ist, dass die Klimaanlagen-Kälte anders empfunden wird.
Für mich fühlt sie sich definitiv kalt an.
Das kleine bisschen Luxus, nämlich ein breiteres Bett in meinem Kapselhotel, konnte ich gar nicht richtig genießen. Denn nachts um halb zwei viel eine rücksichtslose Horde südamerikanischer Frauen ein, die rupolterten und plärrten, als gehöre ihnen der Schlafraum. Mit diesem Kapselhotel war ich auch echt durch. In Japan fand ich sie so angenehm, aber dort waren ebe auch Japaner, die viel rücksichtsvoller sind. Mit der lauten, unbedachten Art von uns aus dem Westen, kommt man sich in so einem Kapselhotel mehr vor wie in einer Lagerbarracke. Überall fliegt der Müll rum.
Heute ist der wichtigste traditionelle chinesische Feiertag: das Neuahrsfest. Vier Tage gesetzlicher Feiertag bedeutet das in Singapur und die meisten Läden und Restaurants sind geschlossen. Deswegen war mein Plan, schon heute nach Indonesien weiter zu reisen. Doch rechtzeitig ist mir gestern noch eingefallen, dass das ein dummer Fehler gewesen wäre. Denn ich will am 21. Februar von Jakarta wieder nach Hause fliegen. In Indonesien darf ich aber mit einem Touristenvisum nur 30 Tage bleiben. Wenn ich also am 22. Januar nach Indonesien einreise, passt es genau nicht. Nun hätte ich den Flug umbuchen und einge Tage früher nach Hause fliegen können. Oder ich bleibe einfach zwei Tage länger (einer zur Sicherheit) in Singapur.