Reisetagebuch

Die Fähre von Singapur nach Batam
Die Fähre von Singapur nach Batam

Von Singapur nach Batam: Eine unerwartete Übernachtung und die Suche nach Unterkunft

Singapur - Es ist Zeit weiterzuziehen, so sehr mir Singapur auch gefüllt. Ich habe früher mal einige Jahre in Bangkok gewohnt und auch in Deutschland lange in der Stadt gelebt, bis ich erkannt habe, dass ich überhaupt kein Stadtmensch bin. Früher fand ich Bangkok toll, aber Singapur war für mich immer nur ein Pflichtbesuch. Diesbezüglich hat sich meine Meinung nun um 180 Grad gedreht. 

So sehr die Liebesbezeugungen aber nun aus mir raussprudeln, jetzt reise ich weiter. Frühmorgens steige ich am Boat Quay in den Bus und fahre nach Harbourfront, wo die Fähren ablegen. Denn heute nach Batam.

Die Insel Batam gehört zu Indonesien und liegt nur 30 Minuten mit dem Schiff von Singapur entfernt. Es ist der schmutzige Hinterhof des Stadtstaates mit dem Saubermann-Image.

Zur Förderung der Wirtschaft hat die indonesische Regierung Umweltschutzgesetze annulliert und auf Batam dürfen deshalb Abfälle und verschmutztes Erdreich aus Singapur auf Deponien gelagert werden. Auch die in Singapur nicht geduldete Prostitution hat sich in Batam ausgebreitet. Mittlerweile hat der indonesische Staat seine Kontrollgewalt der Batam Industrial Development Authority übertragen, die außerhalb der örtlichen Verwaltungen steht.

Die Fähre nach Batam

Als die Fähre in Singapur ablegt, regnet es. Auf der Überfahrt auch und bei der Ankunft in Batam gießt es aus Kübeln.
Die Einreise nach Indonesien ist easy. Ich lege einem Grenzbeamten 50 Singapur-Dollar für das Einreisevisum hin, dafür gibt es ein Zettelchen und einen Stempel im Pass. Jetzt darf ich 30 Tage lang durch Indonesien reisen. Das ist viel zu wenig für so ein riesiges Land mit tausenden Inseln und nur wenig entwickelter Verkehrsinfrastruktur. Natürlich könnte ich alle Inlandsstrecken fliegen. Aber auf dieser Reise meiner Tiger Tour durch Südostasien bin ich bisher nur auf dem Land- und Seeweg unterwegs gewesen. Dabei bleibe ich. Deshalb wechsele ich von dem Fähranleger, wo ich angekommen bin, in das andere Fährterminal von Batam, wo die Inlandsfähren abgehen. Mein neues Ziel heißt Dumai. Diese indonesische Hafenstadt liegt mehr als 300 Kilometer entfernt an der nordöstlichen Küste von Sumatra. Da will ich heute noch hin. Laut meinem Lonely Planet-Reiseführer soll die Fähre heute Abend um 7 Uhr abgehen. Die Fahrt dauert mehr als 8 Stunden, so hätte ich mir wieder eine Übernachtung gespart.

Doch schnell macht sicher Ernüchterung breit, als ich am ersten Fahrkartenschalter ein Ticket kaufen möchte. „Morgen früh um 7 Uhr geht die Fähre“, sagt man mir dort. Am nächsten Schalter das gleiche. Die Information im Reiseführer, dass die Fähre abends um 7 geht, war schlichtweg falsch. Morgens um 7 ist richtig. Jetzt stehe ich dumm da, denn ich habe überhaupt keinen Plan B. Ich habe nicht mal die Voraussetzungen, um mir auf die Schnelle einen Plan B zu erarbeiten. Denn ich habe es versäumt, mir in meine Karten-App mit dem WLAN in Singapur die Offline-Karten für Batam auf mein Handy herunterzuladen. Ich kann also nicht einmal sagen, wo auf der Insel ich bin und kann auch keinen Namen einer Unterkunft nennen. Sonst suche ich mir unterwegs vorher Unterkünfte raus, die ich ansteuern könnte, falls ich mal irgendwo notwendigerweise übernachten muss. Auch das habe ich für Batam nicht vorbereitet in der felsenfesten Überzeugung, heute Abend gleich weiterzureisen.

Das ist alles kein Beinbruch. Jetzt muss ich mich halt auf Sicht durchkämpfen und mich durchfragen wie früher, als es keine Apps und Online-Buchungen gab. Immerhin ist die Stimmung im Fährterminal gut.

Nun kaufe ich schon mal die Fahrkarte für morgen, damit ich heute wenigstens etwas erreicht habe, wenn ich schon eine Nacht auf Batam strande. Am Ticketschalter frage ich dann auch gleich nach, wo man hier eine Unterkunft für eine Nacht findet. Die Frage erscheint mir gewöhnlich, denn es muss doch wohl öfter vorkommen, dass jemand mal einen Tag überbrücken muss, bevor die Reise weitergeht. Offenbar bedarf es hier aber größerer Diskussionen und eine mehrköpfiges Beratungsgremium von Angestellten mehrere Fährlinien tritt zusammen und beratschlagt eine ganze Weile.

Schließlich sagt man mir einen Namen einer Pension. Damit gehe ich vor die Tür zu den Taxifahrern. Erneut laufen fast ein Dutzend Taxifahrer und Gepäckträger zusammen, um über den Namen der Unterkunft zu beraten, den offenbar jeder zum ersten Mal hört. Es kann doch mit der Unterstützung von fast 25 Leuten nicht so schwer sein in einem Fährhafen eine Übernachtungsmöglichkeit zu ermitteln.

Schließlich glaubt einer zu wissen, wo ich hin muss, und gelobt mich dorthin zu fahren.

Es geht in das Hotel Safina, das ein ganzes Stück entfernt liegt. Aber ich stelle fest, dass Taxifahren ziemlich billig ist in Indonesien. Für 3 Euro werde ich eine halbe Stunde lang durch die Gegend gefahren und in einer matschigen Seitenstraße vor der Pension Safina abgesetzt. Mit dem Fahrer vereinbare ich gleich, dass er mich für den gleichen Preis morgen um 6 Uhr wieder abholt und zur Fähre bringt.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.