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Was ist ein Pod Hotel?

Was ist ein Pod Hotel?

Im Jahr 1979 eröffnete das erste Kapselhotel im Innenstadtbezirk Umeda in Osaka. Geplant und gestaltet wurde es von dem japanischen Spitzenarchitekt Kisho Kurokawa. Seitdem hat diese platzsparende und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit einen Siegeszug um den Erdball angetreten. Sie sind auch als Pod Hotels oder Wabenhotels bekannt.

Die Zimmer sind gar keine richtigen Zimmer, sondern abschließbare Kojen, die so breit sind, wie die Matratze, so lang, dass man drin liegen kann und so hoch, dass man mit Glück aufrecht darin sitzen kann. Es gibt da drinnen Licht und mehrere Steckdosen, in den ersten Kapselhotels in Japan gibt es auch kleine Fernseher. In den meisten aber höchstens einen ausklappbaren Tisch. Aus Platzgründen sind die Schlaf-Kapseln zweistöckig angeordnet. Die obere Etage erreicht man über eine schmale Leiter mit einigen Trittstufen. Manche Kapseln sind mit einer Klapptür abschließbar. Oft gibt es aber auch nur einen Rollo oder Vorgang um die Privatsphäre herzustellen.
Die Toiletten und Waschräume werden gemeinschaftliche genutzt. Manchmal gibt es auch eine Küche und Gemeinschaftsräume, manchmal sogar eine Bar. Das Gepäck kann man meist in einem Gepäckraum oder Schränken außerhalb der eigenen Kapsel aufbewahren. Ein Kapsel-Hotel unterscheidet sich also im Grunde nicht von einem Hostel oder einer Jugendherberge, außer dass man nicht in Stockbetten schläft, sondern eine kleine separate Wabe für sich hat.

Die Vorteile der Kapselhotels sind der günstige Preis und die gute Lage. Oft kann man so in bester Innenstadtlage sehr kostensparend Übernachten. Für Backpacker, die in der Regel mit weniger Komfortansprüchen mitunter aber kleinem Reisebudget unterwegs sind, sind diese Kapselhotels eine gute Lösung. Auch für Alleinreisende sind diese Hotels eine Möglichkeit, um mal mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen und Anschluss zu finden. In Folge 7 dieses Podcasts war ich auf dieser Reise das erste Mal in einem Kaspelhotel und kam dort alleine an Heiligabend an. Schnell war ich mit den anderen Mädels aus den anderen Kapseln ins Gespräch gekommen und kurz darauf waren wir schon zusammen unterwegs, um den Abend gemeinsam zu verbringen.
Es gibt Kapselhotels mit gemischten und geschlechtergetrennten Schlafräumen und sogar Hotels nur für Frauen.
Als die ersten Kapselhotels in Japan aufkamen, waren die aus Kunststoff und erinnerten an die Schubfächer im Leichenschauhaus. Das ist heute nicht mehr so. In einigen hat man den Eindruck man krieche in ein Hochregal in einer Lagerhalle und verstärken diesen Eindruck unnötigerweise mit Sichtbetonwänden und industriellem Flair.
Doch gerade in Japan gibt es Kapsel-Hotels, die zu traditionellen japanischen Ryokan-Hotels gehören. Dort wird man weder dem Anblick von Kunststoff noch Sichtbeton ausgesetzt. Vollholz, Tatamimatten und Reispapierwände erzeigen die stimmige japanische Atmosphäre und Wohligkeit traditioneller japanischer Reisekultur. Nur eben für 25 statt 250 Euro pro Nacht.

Kapselhotel in Singapur

Die Nachteile von den Kapselhotels sind die räumliche Enge. Am Anfang ist es noch sehr gemütlich und man fühlt sich wohl wie in einer kleinen Höhle. Nach einigen Tagen werden manche Abläufe aber nervig. Wenn man sich in der Schlafkapsel nicht den wenigen Platz wegnehmen will, kann man nur das allernötigste mit hineinnehmen und muss sich gut überlegen, was man drinnen braucht und was man im Gepäck draußen in den Schränken aufbewahrt. In manchen Kapseln gibt es Lüftungen, aber meist gibt es keine Belüftung. Da kann es schnell ziemlich stickig darin werden. Die Wände der Kapseln sind dünn und immerhin befindet man sich in einem Gemeinschaftsschlafsaal. Das bedeutet, dass man alle Lebensäußerungen der anderen hört. In Japan ist das nie ein Problem. Ich war dort in Kapselhotels, die ausgebucht waren und es war so still, als wäre ich allein. Die Unart der kopfhörerlosen Videotelefonie und schlechtes Benehmen können aber auch in den Kapselhotels dazu führen, dass manchmal ein ziemlicher Geräuschpegel auch in den Nachtstunden auszuhalten ist.

Grundsätzlich ist meine Erfahrung in Kapselhotels: Wenn man oben schläft haut man sich beim Reichkriechen in die Kapsel das Scheinbein an. Wenn man unten schläft, den Kopf.

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