Reisetagebuch

Die Fähre nach Dumai: Sieht cool aus und drinnen ist es auch eiskalt
Die Fähre nach Dumai: Sieht cool aus und drinnen ist es auch eiskalt

Indonesien - Nach Sumatra

Ein Reisetag mit fast 1000 Kilometern zu Wasser und Land liegt hinter mir. Weil ich gestern von der indonesischen Insel Batam nicht mehr weiter gekommen bin, konnte ich erst heute meine Weiterreise auf die Hauptinsel Sumatra antreten. Gestern Abend hatteich mich schon mit dem Taxifahrer, der mich auch schon gestern zu meiner Unterkunft gefahren hatte, verabredet, dass er mich nach dem Morgengebet am Hotel abholt und zum Fährterminal bringt. Ich finde es etwas früh, aber auf eine Vietelstunde kommt es auch nicht drauf an. Um 20 vor fünf ruft der Muezzin zum Gebet und weckt mich. Um halb sechs tut das gleiche dann noch einmal mein Wecker. Um sechs Uhr steige ich ins Auto zum Hafen.

Von der Fährfahrt gibt es nicht viel zu berichten. Sie dauerte acht Stunden und führte meist in flussbreiten Wasserstraßen zwischen den kleinen Inseln ind die Industriestadt Dumai. Dort, wo es gelegentlich keine Landabdeckung, war etwas mehr Seegang, aber keiner, der den Namen verdient. Etwa ein Meter Wellenhöhe, doch weil die Fähre so schnell fährt, kommt sie doch ins Rollen und zwei Stewards gehen mit Kotztüten herum.
In der Kabine mit etwa 200 Sitzplätzen ist es eiskalt. Es können nicht mehr als 12 Grad sein. Ich wusste das vorher, denn alle anderen Fähren dieser Reise waren auch schon immer extrem runtergekühlt. Trotz Langarmshirt und zwei Jacken bin ich nach sechs Stunden durchgefroren und muss mich in den übrigen zwei Stunden immer wieder auf dem kleinen offenen Achterdeck aufwärmen.
Als Dumai in Sicht kommt, ist es ein dystopischer Anblick. Schlote und hohe Flammenzungen ragen in den Himmel, wo Gas abgefackelt wird. Das Ufer ist gesäumt von Öl- und Gastanks und unsere Fähre sucht sich den Weg zwischen den unzähligen Tankern hindurch, die hier auf Reede liegen.

Schon von See aus, wirkt Dumai nicht einladend
Schon von See aus wirkt Dumai nicht einladend

 Dumai wird in meinem Lonely Planet-Reiseführer Ls ein garstige Stadt beschrieben, in der man nur bleibt, wenn es kein Möglichkeit zur Weiterreise gibt. Am Ausgang des Fähranlegers ist großes Geschrei und ein Haufen Werber versucht die Ankömmlinge für ihr Reiseunternehmen zu gewinnen. Da muss man immer erst mal stur durchlaufen, selbst wenn man das richtige Angebot hört. Denn wenn ich jetzt stehen bleibe fallen sie alle gleichzeitig über mich her und ich habe keine Chance, d3n Überblick zu behalten. Nachdem ich aus dem Gewimmel rausbin bleibt noch einer übrig, der mich fragt, wo ich hinwill. "Bukittingi", antworte ich. Das liegt in Westsumatra. Mit seinem Moped mit Beiwagen, will er mich zu einer Bushaltestelle mit Fahkartenverkauf bringen. Für 50.000 Rupien. Das sind 3 Euro. Ich handele aus Prinzip und versuche es mit 30.000 Rupien, aber es ist überhaupt nicht zu machen und ich müsste jetzt als nächsten Verhandlungsschritt so tun, als würde ich mir jemanden anderen suchen. Aber das kostet nur Zeit und am Ende würde man sich auf 40.000 Rupien einigen und ich hätte 60 Eurocent gespart. Wenn ich wegen denen allerdings meinen Bus nach Bukittingi verpasse, dann habe ich wirklich was verloren. Außerdem verbietet es meine Selbstachtung und der Anstand einem Mopedtaxifahrer um 60 Cent herunterzuhandeln. Das macht man nicht. Auch nicht als Backpacker. Wer das Geld nicht hat, soll auf einen Mango-Shake verzichten.
Der Mopedfahrer ist ein netter Kerl und wir plaudern ein bisschen auf der Fahrt. Die Stadt ist noch trostloser, als ich sie mir vorgestellt hatte.
Aber an dem Haus der Busagentur erfahre ich von einer dicken Einäugige am Schalter, dass um halb sieben am Abend ein Bus nach Bukittingi geht. Die Fahrkarte kostet 19 Euro. Die Fahrt wird zehn Stunden dauern, also wieder eine Nachtfahrt. Die fand ich noch nie gut, aber so spare ich mir eine Übernachtung im Hotel und einen Tag Zeit.

Mit dem Bus von Dumai nach West-Sumatra

Der Bus ist nicht klimatisiert und die Sitze schmal. Noch sind nur wenige Passagiere an Bord und ich habe die beiden Plätze für mich. Fast alle Männer im Bus rauchen. In Indonesien wird fast überall geraucht. Nelkenzigaretten sind hier die Geschmacksrichtung und es riecht mehr nach Gewürzen als nach Tabak.
Währen der nächsten Stunden steigeb immer mehr Fahrgäste zu und auch ich verliere das Privileg mit meiner Reihe für mich allein. Den Rucksack balanciere ich nun auf den Knien. Schlafen funktioniert noch nicht. Ich habe schon acht Stunden gesessen und mein Gesäß f0hlt sich auf dem durchgesessenen Sitzpolster im Bus von Anfang an unwohl. Als es Nach wird verlassen wir die gute Straße und nun fahren wir mit dem Reisebus auf einer Fahrbahn, die zu schmal ist, damit zwei Lastwagen aneina der vorbeifahren können. Immer wieder müssen wir anhalten, um andere passieren zu lassen. Aus der Gegenrichtung kommen endlosse Kolonnen von Tanklastwagen.
Kurz vor Mitternacht leuchter der Himmel orange und durch die Bäume sehe ich eine fast zwanzig Meter hohe Flamme in den Himmel steigen. Ein Gasfeld. Hier biegen wir ab und die Straße ist hat nun Abschnitte mit tiefen Schaglöchern. Der Busfahrer muss hier aus voller Fahrt fast auf Null runterbremsen und sich mit Schrittgeschwindigkeit durch die Löcher tasten. Manche sind so tief, dass man glaubt der Bus müsste umkippen und gelegentlich schreien einige Frauen entstetzt aus dem Schlaf auf, weil sie glauben wir stürzen um. Dass diese Befürchtung nicht aus den Luft gegriffen ist, beweist sich an einer Kreuzung, wo eine Fläche als ein Abstellplatz für verunfallte Busse und Lastwagen genutzt wird. Die meisten haben vorne eingedrückte Fahrerkabinen von Frontalunfällen bei schiefgelaufenen Überholmanövern.
Spätestens jetzt hätte ich mich angeschnallt, aber Gurte gibt es gar nicht.
Mehrmals gibt es Pausen, aber ich habe sowenig getrunken, das sich der Toilettengang nicht lohnt.
Nach zwei Uhr bin ich schließlich ausreichend müde und der Straßenzustand wieder besser, dass ich einschlafen kann. Erholsamer Tiefschlaf ist es natürmich nicht, aber besser als die Nacht durchmachen. Ich habe immer noch Halsschmerzen von der Erkältung, die ich aus Singapur importiert habe. Schlafmangel geht aufs Immunssytem und krank aus Reisen ist eine Quälerei.
Um sechs Uhr ist es noch, als ich aufwache. Auch die meisten anderen Passagiere sind wach unterhalten sich. Auf meiner Karte im Handy sieht es nur koch nach einer halben Stunde fahrt aus. Ich suche mir einen günstigen Ort aus, wo ich mich in Bukittingi absetzen lasse. Die letzten 20 Minuten laufe ich zum Guesthouse. Unterwegs merke ich, dass ich schwanke, denn in den letzten 24 Stunden war sowohl zu Wasser und zu Land viel Bewegung.

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.