Reisetagebuch

Singapur - Chinesisches Neujahr

Heute ist der wichtigste traditionelle chinesische Feiertag: das Neuahrsfest. Vier Tage gesetzlicher Feiertag bedeutet das in Singapur und die meisten Läden und Restaurants sind geschlossen. Deswegen war mein Plan, schon heute nach Indonesien weiter zu reisen. Doch rechtzeitig ist mir gestern noch eingefallen, dass das ein dummer Fehler gewesen wäre. Denn ich will am 21. Februar von Jakarta wieder nach Hause fliegen. In Indonesien darf ich aber mit einem Touristenvisum nur 30 Tage bleiben. Wenn ich also am 22. Januar nach Indonesien einreise, passt es genau nicht. Nun hätte ich den Flug umbuchen und einge Tage früher nach Hause fliegen können. Oder ich bleibe einfach zwei Tage länger (einer zur Sicherheit) in Singapur.

Kunst im öffentlichen Raum in Singapur
Kunst im öffentlichen Raum in Singapur

Die Hotels sind in diesen Tagen ausgebucht und die Übernachtungspreise die höchsten im ganzen Jahr. Selbst in meinem Kapselhotel bezahle ich die eine Nacht nun 50 Dollar und die zweite (in einem größeren Bett) sogar 70 Dollar. Die beiden zusätzlichen Tage hier werde ich produktiv nutzen.
Die Aufenthaltsqualität in meinem Wabenhotel ist gering. Wenn ich hier den ganzen Tag in dem Kasten bleibe, kann ich nachts nicht schlafen. Auf der anderen Seite des Singapur-River ist aber das Funan-Einkaufszentrum. Dort war ich in den letzten Tagen schon zweimal. Im zweiten Untergeschoss gibt es dort einen Foood-Court, wo ich günstig Kaffeetrinken und etwas essen kann.
Mein Plan heute Morgen war, dort hinzugehen und mich im Foodcourt in die Ecke von gestern mit der Steckdose zu setzen. Um halb neun morgens war ich schon auf den Beinen, wusste aber, dass das Einkauszentrum erst um 10 Uhr aufmacht. Deswegen bin ich den Singapore-River heute mal nach Osten gelaufen bis zur Mündung. Es hatte gerade geregnet und nun kam die Sonne raus, so dass es furchtbar schwül war. Deswegen habe ich mich einfach an eine Bushaltestelle gesetzt und auf den nächsten Bus gewartet. Es war ein Doppeldecker-Bus und ich setze mich oben direkt hinter die Frontscheibe. Er fuhr noch ein bisschen weiter am Marina Bay Drive entlang, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen, dann wieder in die andere Richtung und schließlich wurde ich von unten angerufen auszusteigen: Endstation. Mittlerweile war es halb elf und ich konnte in die Funan-Mall gehen. Doch dort war der Food-Court wegen der Feiertage zu. Ärgerlich, einen Plan B hatte ich nicht. Viel Alternativen auch nicht. Mit einem Kaffee von McDonalds setzte ich mich dann auf eine lange Treppe im Zentrum, die als Sitzgelegenheit angelegt ist. Zum Mittag aß ich in einem der wenigen geöffneten Restaurants in Funan Gyudon. Das ist ein japanisches Reisgericht mit hauchdünn geschnittenem gekochtem Rindfleisch.

Wer in Singapur Probleme macht, kriegt Probleme
Wer in Singapur Probleme macht, kriegt Probleme

Danach arbeitete ich noch etwas weiter an meinem Podcast zu Penang und meiner Reise dorthin. Aber bald war der Akku vom Laptop leer und ich musste meinen Arbeitsplatz räumen und zurück in meine Kapsel-Hostel.
Viele verpasse ich in meinem Kasten nicht vom Tag, denn draußen ist es grau und regnet immer wieder in Strömen.
Zum Abendessen gehe ich wieder wie gestern indisch essen und lese dabei Winfried Erdamanns Segeltagebuch "Alleine gegen den Wind". Nur auf so einer Reise wie jetzt kann ich solche Reisebücher lesen, ohne unerträgliches Fernweh zu bekommen. Mit 60 Jahren segelte Erdmann alleine nonstop mit seinem kleinen motorlosen Segelboot auf Westkurs um die Erde. Ich bin mittlerweile total fasziniert von dem Buch und fürchte mich wie bei allen guten Büchern davor, dass es zu Ende ist. 
Damit ich noch ein bisschen weiterlesen kann, gönne ich mir in dem indischen Bistro heute Abend noch eine Kakaomilch und sitze noch etwas länger dort.

 

 

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Jessica Welt

Seit etwa drei Jahren lasse ich auf meinen Reisen einen GPS-Tracker mitlaufen und füge alle zurückgelegten Routen in diese Karte ein. Strecken, die ich auf dem Landweg zurückgelegt habe, kennzeichne ich orange, welche, die ich zu Fuß gelaufen bin in grün und die, die ich auf dem Wasser per Boot oder Schiff bewältigt blau.